Haus Pohle & Geidel
Das Haus Pohle & Geidel in der Kulkwitzer Str. 21 liegt im Herzen von Kleinzschocher. Seit 2007 ist es wieder möglich, in den eleganten Wohnungen des sanierten Hauses zu leben.
Die Entstehung dieses Hauses gilt als exemplarisch für die bürgerliche Lückenbebauung in dem Gebiet. Die wechselvolle Geschichte beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts, schon 10 Jahre vor dem eigentlichen Bau. Es ist 1902, als Ernst Georgi, tätig als Zimmergeber in der Fregestr.20, „ergebenst einen Antrag auf Neubau auf dem Grundstück“ stellt. Die beiden Nachbarbaufelder hat sich bereits Reinhold Kleeberg gesichert, der 1911 schließlich Eigentümer aller 3 Baufelder ist. Nun, auch Kleeberg, dessen Tun an einen Grundstücksspekulanten erinnert, und sein Architekt Paul Fichtner bleiben nicht lange im Eigentum.
Mitte 1912 erwirbt Maurermeister Heinrich Otto Pohle das Baufeld in der nun Albersdorfer genannten Straße. Die Ausführung übernimmt Architekt Emil Richter. Fertigstellung wird im März 1913 vermeldet. Pohle hatte jedoch weiterhin wenig Glück. Bereits 1914 wurde das Haus „im Zwangswege versteigert. Ersteher: Produktenhändler Richard Leo Geidel.
Zu dieser Zeit sind aufgrund der Wohnungsnot kleine Wohnungen dringlich, Bauanträge werden dahingehend bevorzugt. Geidel erkennt und nutzt die Chance. Er stellt 1918 einen Antrag auf Ausbau des Dachgeschosses und beauftragt 1925 den Bauunternehmer Josef Ullrich. Das Haus bekommt dadurch seine heutige Struktur. Das benachbarte Haus Nr. 19 wird 1935 erst gebaut, nachdem Geidel seine Einwilligung gegeben hatte. Aber auch Geidel verlässt das Glück. 1940, inzwischen Witwer, muss er zugeben, dass er nur Einkünfte aus dem mit 18.000 RM belasteten Haus habe und daher „mtl. nur etwa 40 Reichsmark zu verleben habe“. Das Haus geht nach seinem kurz darauf folgenden Tod an Martha Melanie vorm. Brox, adopt. Geidel, geb. Kirchhoff über.
1959 taucht es im Besitz eines Erich Hänig auf. Auf verschlungenen Wegen gelangt es später in den Besitz der GWL, in deren Schoß es wie viele Leipziger Häuser ein kümmerliches Dasein fristet. Im Jahr 1996 kommt es zum rettenden Eigentümerwechsel. Die engagierte Fliesenhändlerfamilie Wecker-Müller aus Bad Camberg übernimmt das Haus und läst eine grundlegende Sanierung durchführen.
2007 wird unter Federführung des Maschinenbauingenieurs Klaus Kollmus eine umfassende, abschließende Sanierung durchgeführt. Die Planung übernimmt die Architektin Katrin Sieber. Als markante Neuerung wird eine filigrane, stählerne Balkonanlage montiert. Die Wohnungen erhalten dadurch Balkone mit einer ungewöhnlichen großen Breite (4,5m) und Tiefe (2m).
Das Kleinod im Herzen Kleinzschochers präsentiert sich nun wieder so, wie es sich die Erbauer und heutigen Namensgeber - Pohle & Geidel – gewünscht hätten.
Das Signe der abstrahierten Lilie wird Anfang 2007 von Ernst Conrad Müller entwickelt und hat ihren Ursprung in der Verzierung der Eingangsbereiche des Hauses.